Meine Begeisterung für technisch-naturwissenschaftliche Fragestellungen hatte ich bereits von klein an. Allerdings konnte ich mich mit der Frage, ob und was ich studieren möchte, erst relativ spät auseinandersetzen: Ich habe in der 9. Klasse das Gymnasium verlassen und schließlich über den zweiten Bildungsweg die fachgebunden Hochschulreife erlangt. Ein toller Mathelehrer weckte in der 12. Klasse der Fachoberschule (FOS) meine Begeisterung für sein Fach und unterstützte mich in meinem Entschluss, Mathematik zu studieren.
Nachdem es zu meiner Zeit noch keine 13. Klasse an der FOS gab, blieb mir der direkte Zugang zur Universität verwehrt. Allerdings hatte ich das große Glück, dass in Regensburg ein Mathematik-Studium nicht nur an der Universität, sondern eben auch an der OTH Regensburg (damals noch Fachhochschule) möglich ist. Zudem hatte die OTH Regensburg zu meiner Zeit schon den Ruf einer sehr guten, strukturierten Ausbildung, was sich im Nachhinein auch voll und ganz bewahrheitet hat.
Ich habe also 2003 mein Studium begonnen und obwohl ich mich eigentlich schon immer für Technik und Physik interessierte, ist mein Interesse an der Versicherungs- und Finanzmathematik nach den ersten Vorlesungen stark gewachsen. Es ist ein sehr interessantes, spannendes und vor allem wichtiges Feld, ohne das unsere moderne Gesellschaft nicht funktionieren würde. Während meines zweiten Praxissemesters lernte ich in einem Versicherungsunternehmen die spannenden Aufgaben eines Aktuars kennen und vertiefte meine Programmierfähigkeiten. Insgesamt wurde mir dabei aber klar, wo ich eigentlich hingehöre: nämlich in die angewandte Mathematik und theoretische Physik. Die Praxissemester bieten insofern einen hervorragenden Rahmen, um in verschiedene Fachrichtungen der Mathematik hinein zu schnuppern und das konkrete Arbeitsumfeld kennenzulernen, ohne sich für das Hauptstudium bereits festlegen zu müssen.
Der Studienschwerpunkt Technik war für mich dann eine ideale Kombination aus angewandter Mathematik, Physik und Informatik. Das Studium vermittelte die notwendigen Kenntnisse, mathematische Probleme konkret zu formulieren (z.B. Optimierungsaufgaben in der Produktion) und diese, wenn möglich, mit geeigneten Algorithmen und eigens geschriebenen Programmen zu lösen. Im Rahmen einer internen Diplomarbeit an der Fachhochschule Regensburg konnte ich diese Arbeitsweise weiter vertiefen und fand großen Gefallen am wissenschaftlichen Arbeiten.
Daher entschloss ich mich 2007 nach Abschluss des Diploms zu einer Promotion an der Universität Ulm. Dabei hatte ich das große Glück, dass mein Doktorvater mir das nötige Vertrauen und die Unterstützung schenkte, um direkt nach dem FH-Diplom mit der Promotion beginnen zu können. Voraussetzung war ein sehr guter Abschluss unter den 10% Besten des Jahrgangs sowie ein positives "Eignungsfestellungsverfahren", was im Wesentlichen aus 2 Vordiplomprüfungen und einer Diplomprüfung bestand. Im Rahmen eines BMBF-Projekts beschäftigte ich mich zunächst mit sogenannten Festelektrolyt-Batterien. Ein Stipendium des Landes Baden-Württemberg ermöglichte mir schließlich, das Thema nach meinen Vorstellungen weiterzuentwickeln, sodass ich mich in meiner Dissertation recht allgemein mit der Mathematischen Modellierung von Batterien befasste. Mathematische Modellierung ist letztlich die Übersetzung eines realen Problems in einen "Formelapparat". Hierfür sind neben einer strukturierten Denk- und Arbeitsweise und fundierten Kenntnissen der mathematischen Grundlagen auch Programmierkenntnisse vonnöten. Ich kann zu Recht sagen, dass die Ausbildung der Fachhochschule Regensburg mich gut auf all diese Anforderungen vorbereitet hat. Das breite Spektrum an angebotenen Vorlesungen hat sein Übriges dazu getan.
Bei meiner jetzigen Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Weierstraß-Institut in Berlin beschäftige ich mich nach wie vor mit der Modellierung von (Lithium) Batterien und noch etwas allgemeiner mit den Grundlagen der Elektrochemie. Dabei geht es konkret um die Herleitung von partiellen Differentialgleichungen, mit denen Verfahrenstechniker, Ingenieure und Chemiker arbeiten. Interdisziplinäres Arbeiten, insbesondere im Bereich der Physik, Chemie und Technik, ist meiner Meinung nach eines der zentralen Aufgabenfelder für angewandte Mathematiker. Durch die erworbenen Schlüsselkompetenzen in strukturiertem Denken können neue Fragestellungen schnell und schlüssig analysiert werden und das im Studium geforderte und geförderte Abstraktionsvermögen trägt dazu bei, konkrete Probleme in einem abstrakten Vorstellungsraum zu bearbeiten.